Queere Menschen

Queere Menschen
sind Menschen, die beispielsweise homosexuell, inter, trans oder abinär sind, also nicht der gängigen „Norm“ entsprechen. Sie bilden mit schätzungsweise 5%-10% Anteil in unserer Gesellschaft eine Minderheit und werden insofern von manchen Menschen und Gruppierungen diskriminiert. Sei mal dahin gestellt, ob das mit unser aller Prinzipien vereinbar ist …

Der Begriff „queer“ entstammt dem englischsprachigen, geht aber auf das deutsche Wort „quer“ zurück, dessen Bedeutung ungefähr in „verdreht“ zu finden ist. Liegt ein Gegenstand verquer, so ist er verdreht. Etwas zu verqueren, bedeutet also üblicher Weise, die betreffende Sache zu verdrehen, verkomplizieren. (Denkt man jedoch an Begriffe aus dem Bereich der Statistik, kann ein quer gelegter Balken einer Konstruktion auch Stabilität verleihen). Es liegt jedoch nahe, dass der Begriff „queer“, auf Menschen angewendet, in seiner ursprünglichen Bedeutung eher negativ zu verstehen war.
Ab Ende der 1980er, Anfang der 1990er Jahre wird der Begriff „queer“ zunehmend als positive Eigenbezeichnung der Community verwendet.

Eine genaue Definition des Begriffes „queer“ abzugeben ist schwierig, da die Community, die queere Menschen bilden, derzeit einem ständigen Wechsel unterliegt. Auf jeden Fall bezieht sich der Begriff „queer“ auf die sexuelle Orientierung oder die geschlechtliche Identität eines Menschen. Zudem ist der Begriff als Selbstzuordnung zu verwenden und nicht auf „alle“ homo-, bi-, pansexuelle, trans, inter und abinäre Menschen zu übertragen.

Um besser zu verstehen, was „queer“, also gegen „das Normale“ oder gegen „die Norm“ ist, sollte man zuerst versuchen zu analysieren, was „das Normale“ bzw. „die Norm“ überhaupt sein soll bzw. sein kann (unabhängig davon, wie man dazu steht). Was „die Norm“ bzw. „das Normale“ sein könnte, ist schwierig zu fassen, es hängt von der Gesellschaft ab, von der gesellschaftlichen Gruppierung in der man sich bewegt und natürlich von der Zeitperiode, in welcher man dieses alles betrachtet.
Wir brechen vorerst den Begriff des „Normalen“ auf die Eigenschaften herunter, die statistisch gesehen auf die meisten Menschen (also grob 90%) zutreffen.

Die meisten Menschen finden sich in einem der beiden Geschlechter „Frau“ oder „Mann“ wieder.
Die „typische heterosexuelle Frau“ weist primäre und sekundäre weibliche Geschlechtsmerkmale auf (NUR solche), empfindet sich selber als Frau und fühlt sich sexuell zu Männern hingezogen.
Der „typische heterosexuelle Mann“ weist primäre und sekundäre männliche Geschlechtsmerkmale auf (NUR solche), empfindet sich selber als Mann und fühlt sich sexuell zu Frauen hingezogen.
Soweit die Stereotypen. Abweichungen von dieser „Norm“ haben Namen und Bezeichnungen, welche wir weiter unten kurz erörtern werden.

Homosexuelle Menschen fühlen sich nicht zum sog. „Gegengeschlecht“ hingezogen, sondern zum „eigenen“ Geschlecht. Bei dieser Menschengruppe steht also die sexuelle Orientierung im Vordergrund. Ob ein Mensch homosexuell ist oder nicht, erkennt dieser also in der Regel frühestens während der Pubertät, wenn sich die sexuelle Orientierung allmählich offenbart.
Viele homosexuelle Frauen, die sich zu anderen Frauen hingezogen fühlen, bezeichnen sich als lesbisch, unabhängig davon, wie ihr Geschlechtseintrag bei der Geburt lautete.
Viele homosexuelle Männer, die sich zu anderen Männern hingezogen fühlen, bezeichnen sich als schwul, unabhängig davon, wie ihr Geschlechtseintrag bei der Geburt lautete.
Wie bereits oben erwähnt, zählt man homosexelle Menschen zur Gruppe der queeren Personen.

Es gibt noch viele weitere Varianten der sexuellen Orientierung (z.B. pansexuell, allosexuell, asexuell, …), die z.B. auf Queer Lexikon zu finden sind.

Um das Phänomen rund um trans binär oder abinär zu verstehen, kann ein Blick auf das Konzept der geschlechtliche Selbstwahrnehmung helfen. Vereinfacht gesagt, bezeichnet sie die Art und Weise, ob sich eine Person als Frau oder Mann, wechselnd, noch anders fühlt oder geschlechtlich gar nicht zuordnet. D.h. manche Menschen haben keine geschlechtliche Selbstwahrnehmung. Die meisten Menschen sind sich gar nicht bewusst, wie ihre geschlechtliche Selbstzuordnung meist als Frau oder Mann eingeordnet werden kann.
Eine gängige Vorstellung ist, dass man sich in geschlechtlicher Hinsicht so fühlt, wie es einem die körperlichen primären und sekundären Geschlechtsmerkmale vorgeben. Demnach fühlt sich ein Mensch mit weiblichen Geschlechtsmerkmalen automatisch als Frau, ein Mensch mit männlichen Geschlechtsmerkmalen automatisch als Mann. Das ist tatsächlich bei den allermeisten Menschen genauso der Fall, können diese Menschen als cis Menschen bezeichnet werden, dennoch ist es nicht das Gleiche. Für diese ist alles so selbstverständlich, dass sie gar nicht erst auf die Idee kommen, dass Geschlechtsempfinden und Körpermerkmale nicht zwingend aneinander gekoppelt sein könnten. Cis Menschen bilden also die große Gruppe der nicht queeren Menschen.
Es gibt aber auch Menschen, die sich vom Denken, vom Empfinden her komplett im anderen Geschlecht wieder finden, als es ihnen die körperlichen Geschlechtsmerkmale vorgeben. Diese Menschen nennt man trans Menschen. Die Erkenntnis (dass die Selbstwahrnehmung nicht zwingend mit den körperlichen Geschlechtsmerkmalen überein stimmen muss) verbreitet sich derzeit ganz langsam, auch gegen Widerstände, in der Gesellschaft und zwingt uns Menschen dazu, über den Begriff und die Definition von „Geschlecht“ neu nachzudenken (und damit auch über den Stellenwert aller Menschen, die queer sind).

Sowohl cis Menschen, als auch viele der trans Menschen sind binär. Das heißt, dass sie sich sowohl auf körperlicher, als auf seelischer/geistiger Ebene eindeutig als weiblich oder männlich positionieren. (Dass sich trans Menschen an dieser Stelle auf körperlicher bzw. geistiger Ebene unterschiedlich positionieren, spielt keine Rolle.) Die körperlichen Geschlechtsmerkmale von cis und trans Menschen werden nach medizinischen Normen eindeutig weiblich oder männlich zugeordnet. Die geschlechtliche Selbstwahrnehmung von beiden Gruppen ist ebenfalls rein weiblich oder rein männlich. Das sind also binäre Menschen.

Abinäre Menschen können sich auch nicht binär oder nonbinär bezeichnen und ebenfalls der Kategorie „queere Menschen“ zuordnen. Hierzu können Menschen zugeordnet werden, die entweder auf der körperlichen oder auf geistiger Ebene gemäss kultureller Vorstellungen von weiblich und männlich nicht binär sind.

Oftmals werden die Begriffe „nicht binär“, „abinär“ oder „nonbinär“ für Menschen verwendet, die auf geistiger Ebene nicht binär sind, die sich also nicht eindeutig als Frau oder Mann fühlen und sich dieser Kategorie selbst zuordnen.

Abinäre Menschen, die auf körperlichen Ebene nicht binär sind, weisen demnach sowohl männliche als auch weibliche Geschlechtsmerkmale auf. Man nennt sie intergeschlechtlich oder auch inter.

Zusammenfassend lässt sich festhalten:
Queere Menschen unterscheiden sich von der statistisch häufigsten Personengruppe (heterosexuelle cis Personen; wir vermeiden bewusst die Formulierung „normale Menschen“) durch ihre sexuelle Orientierung oder ihr binäres oder abinäres geschlechtliches Selbstempfinden. Teilweise ordnen sich auch inter Menschen und Menschen mit anderen Variationen der Geschlechtsmerkmale dieser Kategorie hinzu. Die sexuelle Orientierung von trans, inter und abinären Personen kann sehr unterschiedlich sein, z.B. heterosexuell, homosexuell, bisexuell, pansexuell uvm. Sollte es von Bedeutung sein, ist diese mit den einzelnen Menschen zu besprechen. Im Bereich der geschlechtlichen Selbstwahrnehmung spielen bei cis und trans Personen die körperliche und die geistige Ebene eine unterschiedliche Rolle.

Stark vereinfacht betrachtet, kann beschrieben werden: Personen mit weiblichem Geschlechtseintrag bei der Geburt mit weiblicher geschlechtlicher Selbstwahrnehmung können als cis Frauen bezeichnet werden. Sie haben meist eine „weibliche“ körperliche Erscheinung und sind binär. Personen mit männlichem Geschlechtseintrag bei der Geburt und männlicher geschlechtlicher Selbstwahrnehmung können als cis Männer bezeichnet werden. Sie haben meist eine „männliche“ körperliche Erscheinung und sind ebenfalls binär. Bei trans Menschen weicht der Geschlechtseintrag von der geschlechtlichen Selbstwahrnehmung ab. Personen z.B. mit männlichen und weiblichen Geschlechtsorganen (selbst wenn diese nicht vollständig entwickelt sind), sind intergeschlechtliche Personen. Abinäre (bzw. nicht binär bzw. nonbinär) Personen empfinden sich geschlechtlich nicht eindeutig als weiblich oder männlich.

Das Geschlechtsempfinden (also, ob man sich als Mann oder Frau, beides, wechselnd, noch anders oder keines davon empfindet) hängt nicht von den Geschlechtsorganen oder anderen Körpermerkmalen ab. Bei den meisten Leuten befinden sich beide gemäss kultureller Vorstellungen „im Einklang“, werden als „kongruent“ bezeichnet, daher gesellschaftlich als „Norm“ betrachtet. Ein mit kulturellen Normen übereinstimmendes Geschlechtsempfinden aber nicht selbstverständlich, wird möglicherweise bereits im Mutterleib festgelegt (genetisch und/oder hormonell bedingt) und kann weder von der betreffenden Person selbst noch von außen beeinflusst werden.

Kulturelles

Life is Queer (official video, Schrottgrenze, 3:24min.)

Queere Tiere LIVE (Wenns am Schönsten ist) (Sookee, 3:47)