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EINFÜHRUNG ARBEITSPLATZ

Im Umfeld „Arbeitsplatz“ ist seit längerem ein gewisses Bewusstsein für Chancengleichheit und Gleichberechtiung von Frauen und Männern entstanden bzw. gewachsen. Ohne dies explizit zu benennen, wurde und wird oftmals auch noch heute davon ausgegangen, dass diese Frauen und Männer bei der Geburt einen weiblichen bzw. männlichen Geschlechtseintrag hatten, es sich bei ihnen also um →cis Personen handelt. In den letzten Jahren ist zumindest teilweise sichtbar geworden, dass es auch Frauen und Männer gibt, deren Geschlechtseintrag bei der Geburt von ihrer →geschlechtlicher Selbstwahrnehmung als Frau oder Mann (oftmals auch als →Geschlechtsidentität bezeichnet) abweicht. Ein Teil von ihnen verwendet der Begriff →trans (binär) für sich, können in Begriffen wie →trans Frau oder →trans Mann für sich wiederfinden. Es gibt jedoch auch andere Selbstbeszeichnungen, wie →Transgender, →transident etc. →Transsexualität wird von sehr vielen Personen abgelehnt, weil ihr Sein nichts mit Sexualität zu tun hat und keine Krankheit darstellt, wie fälschlicherweise lange von der Medizin angenommen. Inzwischen wurde diese Position von offiziellen Gremien wie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) korrigiert. Für einige Personen ist dieser Begriff dennoch wichtig und sie bezeichnen sich als transsexuell. Einen Begriff für sich selbst als passend zu erachten und anzuwenden, stellt er überhaupt kein Problem dar. Allerdings ist er als Oberbegriff für alle Personen, deren Geschlechtseintrag von ihrem Sein abweicht (s. →Transgeschlechtlichkeit), ungeeignet und zu vermeiden.

Darüber hinaus gibt es Menschen, die sich im klassischen Zweigeschlechtersystem, alleinig und zu jedem Zeitpunkt aus Frauen und Männern bestehend, nicht wiederfinden. Einige von ihnen empfinden sich sowohl als Frau und gleichzeitig als Mann, einige manchmal weiblich und manchmal männlich. Wieder andere sehen sich ausserhalb des binären Geschlechtersystems. In diesem Zusammenhang lassen sich inziwschen eine Reihe von Begriffe finden. Auf dieser Website wird hierfür der Oberbegriff →abinär verwendent. Manche Menschen haben keine Geschlechtsidentität. Sie fühlen sich einfach als Mensch, ohne das Bedürfnis, sich einer der beiden oder anderen Geschlechterkategorien zuzuordnen.

Eine weitere, im Arbeitsleben meist unsichtbare Gruppe von Menschen sind →inter Personen. Ihre körperlichen Bedingungen entsprechen teilweise nicht den medizinischen Vorstellungen von weiblich oder männlich. Die meisten von ihnen wurden in der frühen Kindheit an ihren Geschlechtsmerkmalen operiert, ohne dass sie hierfür ihre Einwilligung geben konnten. Die meisten vin ihnen ordnen sich binär als weiblich oder männlich zu, einige überhaupt nicht, andere verwenden andere Begrifflichkeiten wie inter, abinär, divers etc. Daher ist es empfehlenswert, zu nachzufragen, welche Anrede und welche Pronomen für ein Gegenüber persönlich passend erscheint.

Für sie alle, d.h. binäre und abinäre trans und inter Personen stellen sich – im Gegensatz zu →cis Personen – z.B. im Bewerbungsprozess oder im Berufsalltag eine Reihe zusätzlicher Fragen und Herausforderungen. Auf einigen von ihnen wird im Folgenden eingegangen.

Eine Zusammenstellung von ersten Fragen kann vielleicht dabei helfen, herauszufinden, welche_r Arbeitgeber_in passend sein könnte. Die Liste lässt sich hier herunterladen.

VORTEILE von INCLUSION für Firmen und andere Insititutionen

In Zeiten von Ressourcenmangel und hoher Konkurrenz kann es bei Suche wie beim Halten passender Fachkräfte für Arbeitgebende entscheidend sein, welches Profil sie haben und was sie den zukünftigen wie auch bereits gewonnenen Mitarbeitenden anbieten können. Erste Hinweise finden sich hier.

DOS & DON’TS – für ein achtsames Miteinander

Aufgrund des bedeutenden Raumes von Arbeit im Leben der meisten binären und abinären Menschen unabhängig von ihrem Alter ein. Sie kann daher der erste Ort sein, an dem Menschen ihre Bedürfnisse bzgl. ihres Seins zum Ausdruck bringen. Damit haben Professionelle die Chance, ein →Coming-Out unterstützend zu begleiten. Um ein achtsames Miteinander am Arbeitsplatz zu unterstützen, finden sich Anregungen für Dos & Don’ts hier. Viele (trans) Menschen empfinden es als verletzend, wenn sie mit dem „alten“ Namen (→Deadnaming) angesprochen werden. Gleiches gilt für die Verwendung von unpassendem Pronomen und Anrede (→Misgendering). Die kann aufgrund fehglender Gewöhung, Unachtsamkeit, aber auch gewollte geschehen. Bei Letzterem kann dies ein Hinweis auf →Mobbing am Arbeitsplatz sein, sollte beobachtet werden und ggf. angesprochen werden. Erhärtet sich der Hinweis auf Mobbing, ist dies zu unterbinden.

COMING-OUT für Arbeitgebende

BEWERBUNG von binären und abinären trans und inter Personen

Hinweis: Es reicht nicht, sich als queer- oder LGBTI(Q+)-freundlich betrachten, in der Stellenausschreibung ein zusätzliches D oder X hinzuzufügen, jedoch eine Person nach einem an sich positiv verlaufenden Vorstellungsgespräch abzulehnen, weil sie →transgeschlechtlich ist und evtl. bei möglichen Operationen „ausfallen“ könnte. Auch ist es unangemessen, die Bitte, den passenden Vornamen in den Vertrag, auf einem Namensschild und/oder in der Email-Adresse der arbeitgebenden Institution aufzuführen, abzuschlagen, wenn z.B. (noch) keine offizielle Änderung von Vornamen und Geschlechtseintrag in den Papieren erfolgt ist. Es gibt keine rechtliche Grundlage, die dies zwingend erforderlich macht. Vergleichbares gilt für die Nutzung von geschlechtergetrennten Räumen, geschlechtsspezifischer Berufskleidung etc. Offenheit gegenüber geschlechtlicher Vielfalt darf sich nicht auf Worte beschränken, sondern muss sich in konkreten Taten widerspiegeln, die den Bedürfnissen von binären und abinären trans und inter Personen angemessen Rechnung tragen. Alleinige Sensibilisierungsmaßnahmen ohne konkrete Umsetzung auf institutioneller und struktureller Ebene in den beruflichen Alltag verbessert nicht die Situation und hilft den Menschen nicht weiter. Vermeiden Sie leere Worte, füllen Sie als Arbeitgeber_in ihre Haltung mit konkreten Taten.