Berichte-Trans

Im Folgenden finden sich Berichte von Erfahrungswissenden im Kontext von →trans, ihren Eltern, Professionellen und weiteren →Alliierten.

KINDHEIT/JUGEND | ERWACHSENE | ARBEIT | ELTERN | PARTNER_INNEN

KINDHEIT & JUGEND

Beobachtungen einer Grundschullehrerin (2018)
W. kam zum Schuljahr 2014/2015 in meine Klasse (mehr).

Beobachtungen zur Geschlechtsidentität im Kindergartenalltag (2018)
K. ist ca. 3,6 Jahre, als die Ersten Beobachtungen zu machen waren (mehr).

Die « Mädchenjahre » eines Mannes (31 J.)
In der Alterspanne von etwa 4 bis 7 Jahren habe ich mir immer eine Garage für die Mini-Autos gewünscht, die ich leider nie bekommen habe. Aber ich sie bei den Cousins nutzen, die sie machmal auch mitgebracht haben, wenn sie zu uns kamen. Im Allgemeinen habe ich mich eigentlich immer besser mit den Jungs verstanden als mit den Mädchen. Mir fiel auf, dass sie anders gespielt und geredet haben, was mir weniger entsprach als die Spiele und der Austausch mit den Jungs (mehr).

Elektronisches Klassenbuch (Témoignage)
Am Ende des 1. Trimesters ließ uns die Klassenlehrerin wissen, dass unsere Klasse ausgewählt wurde, das neue Projekt „Elektronisches Klassenbuch“ im 2. Trimester zu testen. Da ich das Projekt bereits aus anderen Schulen kannte, wusste ich wie es aussehen würde. Fotos und Namen der Schüler. Mein persönlicher Alptraum (mehr).

Epithese: Schreiben eines 10-jährigen Jungen (2020)

Erfahrungsbericht einer Lehrerin
Das erste Mal als ich eine trans Schülerin in der Klasse hatte, war in meinem ersten Jahr als Lehrerin. Frisch von der Uni und gerade mal einen Monat im Job. Am Anfang wußte ich es gar nicht, da unser Schulleiter es nicht akzeptierte, daß wir die Schülerin bei ihrem Namen nennen, mit dem Grund daß der Name offiziell noch nicht geändert wäre. Das war das erste Mal, daß ich jemanden gedeadnamed, also den falschen Vornamen für einen Menschen verwendet habe (mehr).

Erfahrungsbericht eines Mädchens, Sommer 2024 (DE)
Mir hätt et gehollef, wann mir an der Spillschoul schon einfach iwwert dat Thema geschwaat hätten, dann hätt ech mengen Elteren dat vill mei einfach kennen erklären an ech hätt mech net emmer sou schlecht gefillt. Wou ech am 3.1. als Meedchen an d’Schoul gaange sinn, krut ech dauernd blöd Froen gestallt a sinn vun e puer Kanner beleidegt a geschloen ginn. Si wossten all net, dass et nach aaner Menschen sou wei mech gett, ech wosst dat laang selwer mol net. Wann dat normal géng an der Schoul erklärt ginn, hätt ech die Froen net all emmer missten beäntferen an hätt einfach kenne spillen a frou sinn, wéi di aaner Kanner och. Verschidden Erwuessener wossten och net wéi se mat mir sollen emgoen, dobäi well ech just esou behandelt ginn wei all di aaner Kanner och. Ech well net extra behandelt ginn an ech sinn och net anormal! Ech mengen et hätt deenen aaneren Kanner net geschued, wann d’Joffer emol erzielt hätt, dass et och esou Kanner wéi mech gett, mä mir hätt et vill gehollef (Kind 4.2).

„Ich bin ganz sicher kein Junge!“, sagte uns unser Kind mit drei Jahren.
„Was bist du dann?“ antworteten wir ahnungslos… (mehr).

From makeover to takeover
Haare, Kleidung, Aussehen, Vorstellung von dem, was ich sein will, was für eine Frau ich sein will. Damit ging einher, mich meiner Familie mitzuteilen, doch hierfür brauchte ich mehr Zeit. Denn in der Schule wurde ich akzeptiert, wie ich bin, zuhause war dies schwierig. Auf 6e, 5e, wußten meine Lehrer_innen wie auch die Mitschüler_innen Bescheid. (Mehr)

In der Sekundarschule
Es gibt immer viele Fragen zum Thema LGBTQ, wenn es aufkommt. Vieles wird in den sozialen Medien falsch dargestellt und es ist für die Schüler_innen nicht einfach, zwischen den verschiedenen Aussagen zu unterscheiden: So gibt es beispielweise kein „trans finanziell“. Oftmals fehlen das richtige Hintergrundwissen und der Bezug zur Realität. Es besteht also ein großer Bedarf an Aufklärung in diesem Bereich (mehr).

Princess dress
Situation, die mir Familie und Freund_innen später mitgeteilt haben. Es war die Feier bei Bekannten, ich habe mich als Prinzessin angezogen, alle waren froh bis auf die Person, die man „Vater“ nennt. Vor allen Anwesenden hat er mich angeschrieen, geschlagen und meinte das sei nicht normal, darf nicht sein. An die Gewalt, die er ausübte, habe ich keine Erinnerung (mehr).

Sein und Werden – eine Frage des Wollens
Im Alter von neun oder zehn Jahren habe ich meinem Cousin gesagt, dass ich ein Junge sei. Er (etwa 8 Jahre alt) fragte mich, warum ich mich nicht operieren lasse. Daraufhin antwortete ich, dass ich es nicht könne, da ich nicht erwachsen bin. Damals war mir bereits klar, dass ich dies eines Tages machen lassen werde (mehr).

Things I thought were normal as a “CIS” Person
1. Im Englischkurs wurde die Frage aufgestellt und wir sollten alle für uns auf Blattpapier antworten, ob wir das Geschlecht wechseln würden, wenn wir die Möglichkeit hätten. Dann wurden wir gefragt, die Arme auszustrecken bei Ja oder Nein. Nein war zuerst dran und jeder war mit Nein ausgestreckt, ich mit einem Ja auf meinem Blatt Papier, streckte dann unter Gruppenzwang auch aus (mehr).

Warum nicht früher ein Coming-out?
Als ich in meiner Lycée’s Zeit war, hatten wir einen Mitschüler der Parallelklasse, der ein Coming-out als trans Person gemacht und damit auch seinen neuen Namen angekündigt hat. Die meisten Mitschüler_innen hatten erstmal einen kurzen Schock, weil niemand erwartete, dass ein bekannter Mitschüler nach den Sommerferien am ersten Tag in der dritten Stunde dies macht. Soweit auch alles kein Problem, die Mitschüler_innen hatten meines Erachtens auch kein Problem damit. Am Anfang gab es ein paar Schwierigkeiten mit der Verwendung des Pronomens, also dem „gendern“, aber alle ohne Absicht. Dann kam diese Person in den Mathekurs und erklärte dem Lehrer, dass ihr Name XY ist. Daraufhin der Mathelehrer Schmitz: “So lange auf meinem Blatt Papier DEADNAME steht, werde ich diesen auch verwenden.“ Dabei ist anzumerken, dass dies 2015 gewesen ist, sich allerdings auch heute noch so abspielen kann (mehr).

ERWACHSENE

Änderung von Vornamen und Geschlechtseintrag im Personenstandsregister (Thanks to Annette C. and Nikki Nathanson in: Legal Gender Recognition, Outright International, pdf)

Annette – Mein langer kurzer Weg
Liebe Lesende,
ich bin Annette, Jahrgang 1968, und ich heiße dich willkommen zur Lektüre der verkürzten Kurzfassung meines Lebens- und Leidensweges. Da ich ohnehin regelmäßig und auch sehr gerne schreibe, ist es für mich in Ordnung, hier einiges aus meinem Leben preiszugeben, zumal es auch für mich selbst immer wieder eine Hilfe ist, wenn ich meine Erfahrungen teilen kann, vor allem wenn jemand zuhört, oder eben mitliest. Danke für dein Interesse. Doch nun genug geschwafelt… los geht’s! (Mehr).

Ärzt_innen (2024)
Zum Thema Ärzt_innen will ich mich gar nicht lang äußern. Es ist schrecklich, sich ’ne Stunde vor jemanden zu setzen und irgendetwas zu erzählen (mehr).

Beziehungen (2024)
Romantische Beziehungen, wo Freundschaft größtenteils einfach ist (Menschen abhängig natürlich) ist romantisch mit jemanden involviert sein als lesbische trans Frau sehr schwierig. Gerade noch pre-OP, Genitalpräferenzen gehen auseinander. Es bleibt immer die Frage, ob ich als vollwertige Frau gesehen werde. Wie gehe ich mit den Tagen um, bei denen mir das Spiegelbild jemand fremden zeigt? Wie werde ich von der anderen Person gesehen? Die Frage, die mir oft blieb, ist bei all den Menschen da draußen, macht sich da jemand die Mühe für mich (mehr).

Erfahrungsbericht (Luxemburg, 2023) einer Frau (70 Jahre)
Damals hätte ich gerne Informationen über eine geplante Geschlechtsangleichung in Luxemburg gefunden, die Vorgehensweise, was muß ich machen, beachten, wie stelle ich es an, Namensänderung, an wen kann ich mich wenden, um Rat zu bekommen… (mehr).

Erfahrungsbericht trans Mann (34 Jahre), Transition vor 11 Jahren begonnen (28.2.2023)
An das erste Mal, als ich mich erinnern kann, dass ich mich als Junge gefühlt habe, war zwischen meinem 4. und 6. Lebensjahr. Anderen Menschen dieses Gefühl zu beschreiben, finde ich immer etwas schwer, gerade weil man dann sehr schnell in eine Diskussion über Geschlechterstereotypen gerät. Ich hatte das Gefühl mich eher den Jungen zugehörig zu fühlen und die gleichen Interessen zuhaben wie sie. Mit den Mädchen konnte ich nicht so viel anfangen, weil wir einfach andere Interessen hatten (mehr).

Katja’s Anfang
Ich freue mich sehr, dass Du Dich für meinen kleinen Beitrag hier interessierst, und ich dadurch einige meiner Gedanken sowie Erlebnisse der letzten Zeit mit Dir teilen darf.
Aber erstmal möchte ich mich kurz vorstellen, damit Du Dir eine Vorstellung machen kannst, über wen du hier liest. Ich bin die Katja, 47 Jahre jung, verheiratet, Vater von zwei Kindern; und ich bin eine Transfrau! (Mehr)

Späte Transition
Ich finde es schade, dass durch mehrere Faktoren in meinem Leben eine frühere Transition nicht denkbar gewesen wäre. Auf der einen Seite gab es viele Hinweise darauf: feminines Auftreten, Erscheinung und Verhalten als andere Gleichaltrige. Bei der ADHS-Diagnose wurde sogar angesprochen, dass die Art und Weise, wie mein ADHS sich auswirkt, eher bei Mädchen zu beobachten sei (you dont say?!). Ich habe dadurch viele Momente in meinem Leben verpasst oder nicht in der Weise erlebt, wie es Menschen in meinem Alter haben. Ich wünsche mir so sehr, ich hätte schöne Fotos von meinem Abiball in einem Kleid, Makeup und Haare gemacht und mein Abschluss Zeugnis zu halten, welcher meinen Namen trägt (mehr).

Sport & trans – eine Liebe, die funktionieren kann
Sport war schon immer, d.h. seit der Kindheit Teil meines Lebens, und ist weiterhin wichtig für mich. Dies wurde vor allem deutlich, wenn es irgendwo zu Schwierigkeiten kam, z.B. in der Schule oder zu anderen Zeitpunkten. Ab einem bestimmten Zeitpunkt wurde die Umkleidekabinensituation für mich unerträglich, d.h. mich zusammen mit den Frauen umziehen zu müssen, sodass ich mich zurückzog und mich immer weiter vom Sport distanzierte. Am Höhepunkt des Unwohlseins erlebte ich einen regelrechten Widerwillen, ihnen gegenüber, wollte und konnte sie nicht mehr ansehen (mehr).

Top-Surgery 2022

Top-Surgery 2019

TRANSPHOBIE IM TRANSPORT
Dies ist keine satirische Anekdote, sondern hat sich genauso wie beschrieben ereignet! (am Mittwoch, den 19.04.2023; mehr)

ARBEIT

Coming-out auf der Arbeit (2017)
Damals war ich Hausjuristin bei einer Firma, die in Filme und Fernsehproduktionen investiert hat. Das Team war größtenteils in London, alle in einem Großraumbüro ein paar Etagen über einem vornehmen Geschäft, ein paar Meter abseits von Piccadilly. Ich war die einzige hier in Luxemburg (mehr).

„Sehr geehrte Damen und Herren,
ich möchte Sie gerne über eine Diskriminierung durch einen potenziellen Arbeitgeber informieren.
Ich hatte mich vor meinem Coming-out bei einer Privatschule als Hausmeister/Leiter des technischen Dienstes beworben. Das Bewerbungsgespräch lief erfolgreich (mehr).“

ELTERN

Brief an Freunde (Dezember 2018)
Liebe Familie, Freunde und
Menschen, mit denen wir viele Schritte gemeinsam gehen,
in ein paar Tagen ist es soweit, wir feiern wieder einmal Weihnachten und das neue Jahr steht bevor. Ein Grund zur Freude und Aufregung, vor allem bei den Kindern. Doch auch für uns Große ist in den vergangenen Wochen die Freude und Aufregung auf das diesjährige Weihnachtsfest und den Jahreswechsel angewachsen, haben die vergangenen Wochen und Monate doch besondere Veränderungen mit sich gebracht: So werden wir Weihnachten 2018 erstmals gemeinsam mit unserem Sohn Theo und unserer Tochter Vanessa feiern. Theo, der 2009 im Körper eines Mädchens zur Welt kam und von uns auf den Namen Sonja getauft wurde, lebt seit einiger Zeit als Theo. Der Weg bis hierhin war oft turbulent und tränenreich und für uns alle nicht immer einfach (mehr).

Brief an Grundschuleltern (2018)
Liebe Eltern,
wir sind die Eltern von Emil K.* aus der Klasse 4b. Sicherlich wundern Sie sich jetzt, warum wir uns mit einem Brief an Sie wenden. Unser Sohn Emil geht mit Ihren Kindern gemeinsam in die Klasse. Allerdings kennen Sie und Ihre Kinder Emil bisher unter dem Namen Amelia. Dieser Brief ist ein weiterer Meilenstein auf dem Weg unseres Sohnes, auf dem wir ihn begleiten (mehr).

Erfahrungsbericht der Eltern einer Jugendlichen (Juli 2024)
Die Kinder sollen früh, altergerecht im Schulunterricht von ihren (informierten) Lehrkräften erfahren, dass es geschlechtiche Vielfalt gibt!
Wir hätten uns als Eltern gewünscht, dass diese Themen in unserer Schulzeit angesprochen worden wären! Dann hätten wir unsere Tochter viel besser und vor allem viel früher verstanden und wir hätten sie schon viel früher ihren Weg gehen lassen (mehr).

Elternbericht zu Mobbing in der Schule (März 2024)
Alex definiert sich seit dem Alter von drei Jahren als Mädchen. In der Vorschule stellte dies kein großes Problem dar, sie war gut in der Klassengemeinschaft integriert. Erst in der Grundschule kam es zu einer konstanten Form des Mobbens. Im Pausenhof umkreisten die Jungs sie, schmissen sie auf den Boden und liesen sie nicht mehr aufstehen. Oder sie drängten sie in eine Ecke und schlugen sie. (Mehr)

Erfahrungen von Eltern eines Jungen (05.03.2023)
Wir waren lange Zeit ahnungslos, warum unsere „Tochter“ (14 Jahre alt) sich damals so verhielt, wie sie sich verhielt, es ging weit über das übliche Teenagerverhalten hinaus. Sie zog sich immer mehr aus dem Familien und Freundeskreis zurück, verbrachte die meiste Freizeit aufihrem Zimmer, kam nur zu den Mahlzeiten nach unten. Alle Gesprächsversuche unsererseits verliefen schwierig bis teilnahmslos ihrerseits (mehr).

Erfahrungsbericht (Luxemburg 2019) der Mutter eines 19-jährigen Jungen
Wieder einmal kommen wir nicht weiter.
Nach Jahren der Betreuung und Behandlung in Deutschland, wollten wir mit der Behandlung unseres Kindes hier in Luxemburg weiterfahren, um nicht mehr ständig nach Münster fahren zu müssen. Aber nun gestaltete sich das Ganze als sehr schwierig (mehr).

Erfahrungsbericht einer Mutter (2015) aus einem Gespräch
Dieser [Arzt] bestätigte erst einmal die Haltung meines Mannes und empfahl, eine neutrale Position einzunehmen, neutrale Kleidung für die Schule zu wählen, sprach aber schon von einer Geschlechtsidentitätsstörung im Kindesalter. Nach diesem Gespräch ging es meinem Kind derart schlecht, dass es einkotete.
Später sprach ich mit ihm [dem Vater] und erklärte ihm, dass wir jetzt nur gemeinsam in die gleiche Richtung gehen könnten, sonst würde er sein Kind bzw. das Verhältnis zu seinem über und über geliebten Kind verlieren. Dies äußerte sich in der nahen Zukunft so, dass sich unser Kind im Bad einschloss, sich heimlich die Nägel lackierte, sich vorm Vater versteckte, sich immer mehr vor ihm verschloss.

Großeltern mütterlicherseits (2018) Beobachtungen von Tom* (bisher Nina):
Sommer 2012, Tom ist 3 % Jahre alt und alleine bei uns zu Besuch. Er spielt nackt im Garten und erzählt dann im Gespräch „… und wenn mir dann ein Penis gewachsen ist …,“. Meine Antwort, dass er (sie) ein Mädchen sei und kein Penis wachsen würde, ignorierte er (mehr).

PARTNER_INNEN

What Happens When You Find the One…And He’s Nothing—Nothing—Like You Expected? (2010, Allison Cooper, O, The Oprah Magazine)

DISKRIMINIERUNG

MISGENDERING und FALSCHE ANREDE

Telefonisches Misgendering
Vor kurzem habe ich mich über Hysterektomie erkundigt und musste bei verschiedene Telefonate, die ich geführt habe, feststellen, dass selbst die Stimme eines Mannes keine Garantie zum Anwenden der passenden Pronomen ist, sobald Begriffe wie “Gynäkologie” oder “Hysterektomie” fallen. (Mehr)

DEADNAMING