Informierte Einwilligung

Die →informierte Einwilligung im engeren Sinne betrachtet, ist eine notwendige Voraussetzung für die Durchführung von medizinischen Maßnahmen. Es handelt sich um Information und Aufklärung über Maßnahmen (insbesondere Medikamente und Operationen) im Rahmen einer medizinischen Behandlung, die zusammen mit der Indikation als Legitimation ärztlicher Maßnahmen dient. Sie basiert auf dem Persönlichkeits- und Selbstbestimmungsrecht eines Menschen und spiegelt dessen Willen wider. Diese Legitimation ist notwendig, da Behandlungen ohne wirksame Einwilligung zu Ersatzansprüchen von Menschen gegen Behandelnde führen können.

Im weiteren Sinne lässt sich die informierte Einwilligung auch auf andere Bereiche, z.B. soziale Maßnahmen, übertragen, da auch diese unerwartete und unangenehme Folgen mit sich bringen können. Nicht immer werden soziale Konsequenzen im Vorfeld überdacht und eingeschätzt, sodass es für manchen Menschen zu einem „bösen“ Erwachen kommt, wenn z.B. das soziale Umfeld auf die Ankündigung einer →Transition ablehnend reagiert oder eine Person gar aus der Familie verstoßen wird.

Es gibt nicht den trans Weg. Jede Person muss ihren eigenen Weg finden, eigene Entscheidungen treffen, zu einem Zeitpunkt, der für sie passt.

Daher ist die vorherige und intensive Auseinandersetzung mit dem Weg an sich wie auch den einzelenen Schritten außerordentlich wichtig.

Ein verständnisvolles und unterstützendes Umfeld kann hierbei enorm hilfreich sein und das Risiko vermindern, später einmal getroffene Entscheidungen zu bereuen.

Jede Person ist verantwortlich für die Entscheidungen, die sie für sich selber trifft. Bei Entscheidungen, die sich im Nachhinein als ungünstig herausstellen, kann eine psychotherapeutische Unterstützung hilfreich sein, um die Erfahrung positiv in die Lebensbiographie zu integrieren → s. Kontaktstellen.

Ein weiteres hilfreiches Tool besteht im Austausch mit Menschen, die ihren eigenen Weg bereits gegangen und bereit sind, ihre Erfahrungen zu teilen (Peer-Austausch und Peer-Beratung) → s. Kontaktstellen.

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Prozeß der Informierten Einwilligung (im Aufbau)

Bei diesem Vorgehen geht es darum, Menschen, die sozial, körpermedizinisch und/oder rechtlich-administrativ Änderungen in ihrem Leben vornehmen möchten, zu befähigen, dies in reflektierter Weise ohne Hast und mit innerer Sicherheit und Überzeugung zu tun. Dies setzt eine eingehende Reflexion mit sich selbst und den angestrebten Maßnahmen voraus, unabhängig davon, ob sie sozialer, körpermedizinischer oder rechtlich-administrativer Natur sind.

Es handelt sich um ein selbst-reflektiertes Arbeitsbuch, das als Unterstützung des eigenen Prozesses dient und zu klinischen Anlässen vorgelegt werden kann. Damit kann Ärzt_innen die Möglichkeit gegeben werde, einen Einblick in die persönlichen Prozesse zu erhalten. Dies kann einen Austausch mit ihnen und anderen Außenstehenden erleichtern und verständlicher machen.

Kontakte: Wer sich bei diesem Prozeß begleiten lassen möchte, kann sich gerne an die angegebenen →Kontaktstellen wenden.

1)Theoretische Grundlagen

Grundlagen der Geschlechtsentwicklung (→Was wird es denn?), Abläufe in der Pubertät, soziale Entwicklungsprozesse und Normen, geschlechtsvariantes Verhalten

Terminologie (→Glossar)

Identitätsdiskurs

Geschichtliche Aspekte

Misogynie und Transphobie, kritische Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Normen

Umgang mit Diskriminierung, Deadnaming, Misgendering und falscher Anrede (einschl. rechtlicher Grundlagen)

Transition: sozial, medizinisch, →Antragstellung bei der CNS, →juristisch-administrativ

2)Portfolio: Reflexives Schreiben (Nachdenken über sich selbst, den eigenen Weg bzw. Prozeß etc.)

Innere Auseinandersetzung: eigene Geschlechtlichkeit, d.h. die geschlechtliche Selbstwahrnehmung (z.B. als weiblich, männlich, abinär, ohne geschlechtliche Wahrnehmung, Zuordnung zu einer binären, abinären oder keiner Geschlechtskategorie, Auseinandersetzung mit den Geschlechternormen und Rollenbildern)

Sicherheitsempfinden: Analyse des Umfeldes u.a. zur Klärung der Frage, ob und in welchen Zusammenhängen ein →Coming-out durchführen oder eher →stealth leben/bleiben.

Umgang mit Fake-News / kritischer Umgang mit Quellen insbesondere zu →trans und →abinären Themen.

Familie / Freund_innenkreis / Vertrauenspersonen (nahes Umfeld)

Weiteres Umfeld

Schule / Arbeit

Freizeit (Sport, Vereine …)

Familienplanung/Reproduktivität

Retransition/Detransition (Regretter)

3)Körpermedizinische Maßnahmen

Hormonhandlung

Operative Behandlungen

4)Wissenschaftlicher Hintergrund

-Studienlage

-WPATH-Guidelines

Nieder, T. O., & Strauß, B. (2019). S3-Leitlinie zur Diagnostik, Beratung und Behandlung im Kontext von Geschlechtsinkongruenz, Geschlechtsdysphorie und Trans-Gesundheit: Hintergrund, Methode und zentrale Empfehlungen. Zeitschr Sexualforsch, 32, 70–79 (25 S., pdf).