Einführung Arbeitsleben
Arbeit und Arbeitsumfeld spielen für die meisten Menschen im erwerbstätigen Alter eine erhebliche Rolle in ihrem Leben. Das ergeht einem Großteil von binären und →abinären →trans und →inter Personen nicht anders. Für sie – im Gegensatz zu →cis Personen – stellen sich z.B. im Bewerbungsprozess oder im Berufsalltag eine Reihe zusätzlicher Fragen und Herausforderungen. Auf diese wird im Folgenden eingegangen.
Vor Bewerbung und Eintritt in ein Arbeitsverhältnis kann es hilfreich sein, sich vorab Gedanken über die zukünftige Arbeit zu machen und sich einige Fragen zu stellen zu Umgang der Institution mit Anrede/Vornamen/Pronomen, Coming-out/stealth, Umgang mit geschlechtergetrennten Räumen und Tätigkeiten, Arbeitsklima etc. Als aufschlussreich können sich Informationen zu Karrieremöglichkeiten von Frauen, Prozeduren bei Diskriminierung und Hinweise auf eine Kultur der Vielfalt erweisen. Dabei spielt meist eine Rolle, ob es zu einer Änderung des Vornamens und Geschlechtseintrages gekommen ist, wenn dies ein zu erreichendes Ziel sein sollte.
Eine Zusammenstellung von ersten Fragen kann vielleicht dabei helfen, herauszufinden, welche_r Arbeitgeber_in passend sein könnte. Die Liste lässt sich hier herunterladen.
Wichtig, sich zu verdeutlichen: Nicht alle Institutionen, die sich als queer- oder LGBTI(Q+)-freundlich betrachten, wissen um die Bedürfnisse von binären und abinären trans und inter Personen. Allein in der Stellenausschreibung ein zusätzliches D oder X hinzuzufügen nützt nichts, wenn der passende Vorname nicht auf dem Vertrag oder in der Email-Adresse der arbeitgebenden Institution erscheint, wenn z.B. (noch) keine offizielle Änderung von Vornamen und Geschlechtseintrag in den Papieren erfolgt ist oder geschlechtergetrennte Räume keine weitere Möglichkeit zulassen. Oftmals beschränkt sich der vermeintliche Beleg auf die sog. Offenheit einer Institution gegenüber geschlechtlicher Vielfalt auf Worte und nicht auf Taten. Leider zeigt sich immer wieder ein Zusammenhang zwischen „lauten“ Sensibilisierungsmaßnahmen und fehlenden Taten auf institutioneller und struktureller Ebene. Sensibilisierung ohne begleitende strukturelle Veränderungen sind nicht viel mehr als leere Worte.
Was haben Firmen (gilt auch für andere Institutionen) davon, wenn sie Inklusion in den beruflichen Alltag umsetzen? Vorteile von Inklusion für Firmen und andere Insititutionen
In Zeiten von Ressourcenmangel und hoher Konkurrenz kann es bei Suche wie beim Halten passender Fachkräfte für Arbeitgebende entscheidend sein, welches Profil sie haben und was sie den zukünftigen wie auch bereits gewonnenen Mitarbeitenden anbieten können. Erste Hinweise finden sich hier.
Dos & Don’ts – für ein achtsames Miteinander:
Arbeit nimmt einen bedeutenden Raum im Leben von binären und abinären Menschen unabhängig von ihrem Alter ein. Sie kann daher der erste Ort sein, an dem Menschen ihre Bedürfnisse bzgl. ihres Seins zum Ausdruck bringen. Damit haben Professionelle die Chance, ein Coming- Out unterstützend zu begleiten. Um ein achtsames Miteinander am Arbeitsplatz zu unterstützen, finden sich Anregungen für Dos & Don’ts hier.
Vertiefende Quellen:
DIE DRITTE OPTION M/W/D/X: ÜBER DAS RECHT AUF GESCHLECHT — IM ALLTAG UND AM ARBEITSPLATZ (PROUT AT WORK-Foundation, Pdf, 25 S.)
Diskriminierungspotentiale gegenüber trans- und intergeschlechtlichen Menschen im deutschen Recht (Constanze Plett, Pdf)
„Divers und jetzt?!“ ist eine Checkliste für den Arbeitsalltag von Personaler*innen und Arbeitgeber*innen (Landeskoordinationen Inter* in Niedersachsen und NRW, Pdf). Der Personenstand „Divers“ ist zwar nicht mehr neu, aber stellt viele Personaler*innen noch immer vor Probleme. Darüber hinaus beschreibt die Broschüre welche Bedarfe intergeschlechtliche Menschen im Arbeitsalltag eines Betriebes haben. Soviel vorweg: Entscheidend ist eine diskriminierungsfreie Arbeitskultur, denn intergeschlechtliche Menschen erleiden noch immer viel Diskriminierungen am Arbeitsplatz. Die Broschüre kann bei inter@qnn.de bestellt werden.
Ein Leitfaden für die Zusammenarbeit mit inter, trans und nicht-binären Menschen Geschlechtervielfalt in Unternehmen (2022, hg. von VIMÖ (Verein Intergeschlechtlicher Menschen Österreich) und VARGES (Beratungsstelle für Variationen der Geschlechtsmerkmale), Pdf)
Erfahrungen von inter* Menschen in Deutschland
Coming-out, Offenheit und Diskriminierung im Alltag, in der Schule, im Gesundheitswesen und am Arbeitsplatz (LSVD)2
Gender Diversity in the Workplace: A Transgender & Non-binary Toolkit for Employers (2023, Human Rights Campaign Foundation, pdf)
Geschlechterdiversität in Beschäftigung und Beruf Bedarfe und Umsetzungsmöglichkeiten von Antidiskriminierung für Arbeitgeber_innen (Dr. Tamás Jules Fütty, Marek Sancho Höhne, Eric Llaveria Caselles, Studie im Auftrag der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, Pdf, 148 S.)
Identitäten_oder_Schutz_vor_Diskriminierung (BZgA, Pdf, 48 Seiten)
»Inter* im Office?!« Die Arbeitssituation von inter* Personen in Deutschland unter differenzieller Perspektive zu (endo) LSBTQ+ Personen (2020, Dominic Frohn, Michael Wiens, Sarah Buhl, Milena Peitzmann, Nain Heiligers, Pdf, 104 S.)
Jenseits von männlich und weiblich – Menschen mit Varianten der Geschlechtsentwicklung
im Arbeitsrecht und öffentlichen Dienstrecht des Bundes (2020, Prof. Dr. Anatol Dutta, M. Jur. (Oxford), Prof. Dr. Matteo Fornasier, LL. M. (Yale), Studie im Auftrag der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, Pdf, 109 S.)
LGBTQI*-Menschen am Arbeitsmarkt: hoch gebildet und oftmals diskriminiert (2020, Lisa de Vries, Mirjam Fischer, David Kasprowski, Martin Kroh, Simon Kühne, David Richter und Zaza Zindel, Pdf, 11 S.)
Spezifika der Arbeitssituation von inter* Beschäftigten in Deutschland (2022, Dominic Frohn, Michael Wiens, Sarah Buhl, Pdf, 15. S.)
Transgender Inclusion in the Workplace: A Toolkit for Employers (2016, Human Rights Campaign Foundation, pdf, 85 p.)
Transgender inclusion in the workplace 2nd edition. A Human Rights Campaign Foundation Report (2008, Human Rights Campaign Foundation, pdf, 68 p.)
Transpersonen am österreichischen Arbeitsmarkt (2008, Frketic, Baumgartinger, pdf, 68 S.)
Videos
Transgender Inclusion in the Workplace: The Business Case (2:14min.) Do you know the value of building diverse, inclusive and welcoming workplaces? From the ability to attract and retain the very best talent, to the increased engagement and productivity of a diverse workforce, to the new market opportunities afforded to inclusive businesses – leading U.S. companies committed to inclusion are working to build workplaces welcoming of transgender and gender non-conforming employees.
Transgender in the Workplace : Transgender in the workplace/society – Issues, Help and Support. A free resource created to cover trans issues in the workplace. This film covers some of the basics and is a useful tool in starting a conversation about trans issues in the workplace and beyond (2017, film by Fox and Owl Fisher, 10min.).